Artikel aus der Aachener Zeitung vom 28.01.2025 (Lars Voßen)
Kann Mariadorf einen historischen Abstieg abwenden? Nach einer schwierigen Vorrunde überwintert der Fußball-Bezirksligist auf dem vorletzten Platz. Das sagt der neue Trainer Dominic Bougé zu der Herkulesaufgabe.
Die Entscheidung fiel in New York: Dominic Bougé weilte Ende 2024 in den USA, als er von Alemannia Mariadorfs Sportlichem Leiter Stephan Hummers eine Rückmeldung erhielt. Der Vorletzte der Fußball-Bezirksliga und der 36-jährige Trainer einigten sich auf eine Zusammenarbeit für die anstehende Rückrunde, die eine Herkulesaufgabe werden dürfte.
„Ich hatte zuvor im Dezember bereits Kontakt mit Stephan, da haben wir auch über die bisherige Saison gesprochen: der kurzfristige Trainerabgang im Sommer, drei Viertel der Mannschaft weg. Das war eine besondere Herausforderung für den Verein“, sagt Bougé.
Zur Erinnerung: Am 5. Juni stellte Mittelrheinligist Teutonia Weiden Sebastian Wirtz als neuen Trainer vor. Mariadorfs Ex-Trainer selbst sprach von einer „moralisch schwierigen Entscheidung“, Hummers nannte es eine „unerwartete Entscheidung“ – mit Konsequenzen: Die Transferliste beim Fußballportal FuPa ist im Juni bei der Landalemannia lang. Vom Stamm der abgelaufenen Spielzeit, in der Mariadorf mit Wirtz an der Seitenlinie als Dritter nur knapp den Landesliga-Aufstieg verpasst hatte, blieb nicht viel übrig.
Das machte sich in den Statistiken dieser Saison deutlich bemerkbar: Nur zwei Siege und zehn Zähler stehen nach 15 Spielen auf der Habenseite; der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt momentan fünf Punkte. Als Konsequenz beendete der Bezirksligist im Dezember die Zusammenarbeit mit Trainer Frank Raspe, der kurzfristig im Sommer für Wirtz übernommen hatte.
„Dieser Schritt ist uns nicht leichtgefallen und wurde nach sorgfältiger Überlegung getroffen“, teilte der Vorsitzende Bernd Heller mit und ergänzte: „Wir möchten Frank Raspe unseren herzlichen Dank aussprechen, da er die Mannschaft zu Saisonbeginn in einer sehr schwierigen Situation übernommen und auch dazu beigetragen hat, dass wir überhaupt eine Mannschaft stellen konnten. Aufgrund der Niederlagenserie haben wir uns aber entschlossen, einen neuen Impuls für die Mannschaft zu setzen.”
Dieser „neue Impuls“ soll Bougé sein, der viele Jahre bei Jugendsport Wenau unterschiedliche (Jugend-)Mannschaften trainiert, zuletzt nur ein kurzes Gastspiel beim Bezirksligisten SC Elsdorf hatte. Auch in den Kader hat Mariadorf noch einmal investiert: Mit Elvis Gojak, Mert Büyükkelek (beide Teutonia Weiden) und Nico Dautzenberg (Eintracht Verlautenheide) kommen Spieler mit Landesligaerfahrung.
„Das tut dem Kader wahnsinnig gut, vor allem, weil wir jetzt auch einfach in der Breite wieder einen Konkurrenzkampf haben. In der Hinrunde gab es den nicht wirklich, der Kader war so dünn. Mit den neuen Jungs haben wir qualitativ einen ordentlichen Sprung nach vorne gemacht“, freut sich Bougé, der das bereits beim 2:2 im ersten Test gegen Landesligist Germania Teveren – mit Wirtz an der Seitenlinie – festgestellt hat.
Sechs weitere Testspiele sind angesetzt, bis es für die Landalemannia wieder ernst wird – und das direkt richtig: Erst geht es zum Tabellen-13. SG Stolberg, der die besagten fünf Punkte vor Mariadorf liegt. Danach empfängt Bougés Team das punktgleiche Schlusslicht Arminia Eilendorf. „Das sind natürlich sehr wichtige Spiele für uns gegen direkte Konkurrenten. Ich hätte vor der Saison nie damit gerechnet, dass die SG so weit unten steht, hatte sie eher oben auf dem Zettel. Aber wenn wir in einen Flow kommen, ist alles möglich“, sagt der 36-Jährige, der drei Spiele seines Teams in der Hinrunde gesehen hatte und meint: „Da war kein Spiel dabei, in dem wir komplett unterlegen waren. Beim 1:2 gegen den Tabellenzweiten Ay-Yildizspor war es ein Duell auf Augenhöhe, da haben sich die Jungs selbst geschlagen.“
Wie genau er das künftig vermeiden möchte, verrät Bougé nicht. Nur so viel: „Ich möchte eine Mannschaft haben, die mutig ist und an ihr Spiel glaubt. Mich interessiert nicht, wer der Gegner ist, ob da der Tabellenführer oder das Schlusslicht kommt. Ich will, dass die Jungs ihren Spielstil finden.“ Das soll erst mal nur bis zum Sommer geschehen; ob der 36-Jährige weitermachen wird, hängt nicht nur von den sportlichen Ergebnissen ab.
„Grundsätzlich können sich beide Seiten vorstellen, längerfristig zusammenzuarbeiten. Es ist nicht zwangsläufig an den Klassenerhalt geknüpft. Ich heirate im Juni, wir planen einen Hausbau. Das sind alles Faktoren, die man miteinbeziehen muss“, betont Bougé.
Trotz der alles andere als guten Ausgangsposition zeigt sich Mariadorfs neuer Trainer optimistisch, den erstmaligen Abstieg der Landalemannia in die A-Liga abwenden zu können: „Unmöglich ist es nicht. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Klasse halten können. Mit der Qualität der Neuzugänge wird es für uns in dieser ausgeglichenen Liga auch möglich sein, gegen die Teams von oben zu punkten.“